Am Mittwoch, 29. Mai 2024, ging es für uns, die Klasse 10A, in Begleitung von Herrn Steenken und Herrn Dähling, zum Kreismuseum Wewelsburg in Büren bei Paderborn. Gemeinsam mit unseren Lehrern bereiteten wir uns bereits im Vorfeld historisch-inhaltlich auf den Besuch vor.
Um 9:30 Uhr ging die Fahrt am Hauptbahnhof in Osnabrück los. Mit Regenjacke und gepacktem Rucksack warteten wir 2,5 Stunden später gespannt auf die museumspädagogische Führung durch Herrn Ellermann, der uns die historische und erinnerungskulturelle Bedeutung der Wewelsburg in der NS-Zeit sehr eingehend verdeutlichte. Bei der Wewelsburg handelt es sich um die einzige Dreiecksburg Deutschlands, die Anfang des 17. Jahrhunderts im Stil der Weserrenaissance in heute noch geschlossener Bauweise errichtet wurde.
Zu Beginn unserer Führung durch die NS-Gedenkstätte wurden wir von Herrn Ellermann in die Geschichte und die Hintergründe der Wewelsburg zur Zeit des Nationalsozialismus eingeführt. Mit Vergleichen mit Zitaten aus bekannten Star Wars-Filmen („Und so geht die Freiheit zugrunde – mit donnerndem Applaus.“, Ep. III) und anderen Klassikern gelang es ihm, uns die Geschehnisse der damaligen Zeit, den Untergang der Weimarer Republik und die Errichtung der NS-Diktatur, zu veranschaulichen. Gerade angesichts des heute erneut zunehmenden Rechtsextremismus und Antisemitismus in Deutschland war es ihm wichtig, dass sich junge Menschen der Auswirkungen ihrer Handlungen und Haltungen bewusst sein sollten.
Die Wewelsburg wurde zur Zeit des Nationalsozialismus unter Leitung von Heinrich Himmler seit 1941 vergrößert. Die Burg sollte als zentrale Versammlungsstätte und weltanschauliche Schule der SS-Offiziere Gruppenführer fungieren und diese auf Grundlage ihrer „Blut-und-Boden-Ideologie“ zu einem „arischen Neuadel“ zusammenschweißen. Ausgebaut und erweitert wurde die Anlage durch Häftlinge des nahe gelegenen Konzentrationslagers Niederhagen, was viele von ihnen nicht überlebten. Der gigantisch geplante Ausbau wurde jedoch nie fertig gestellt.
Daraufhin hatten wir Zeit, die Ausstellungsräume im Untergeschoss des ehemaligen SS-Wachgebäudes zu erkunden. Dort konnte man unter anderem die Lebensgeschichte von SS-Mitgliedern nachvollziehen sowie u. a. deren Uniformen (von Boss geschneidert) und weitere Gegenstände betrachten. Anschließend konnten wir uns einen Eindruck vom riesigen Weinkeller der SS-Elite verschaffen.
Unser nächster Zwischenstopp führte uns in den Nordturm. Dieser beherbergt den letztlich ungenutzten SS-Obergruppenführersaal. Im Saal nahmen wir alle auf Sitzsäcken Platz. Diese verdecken bewusst ein Sonnenradmotiv. Diese sogenannte „Schwarze Sonne“ dient Rechtsextremisten, Neonazis und rechten Esoterikern im In- und Ausland als Erkennungszeichen und wurde früher regelrecht verehrt, bis die Wirkung derartiger Symbole durch eine neue Ausstellungskonzeption gebrochen wurde (z. B. durch Abdeckungen oder künstlerische Verfremdungen). Herr Ellermann erzählte einige Anekdoten über die Wewelsburg als eines wahren Magnets für Neonazis und Rechtsextreme. Um zu verhindern, dass diese verbotenerweise Photos von den belasteten Symbolen machen, wird der Raum mit der „Schwarzen Sonne“ durchgängig videoüberwacht.
Daraufhin stiegen wir die Treppen hinab in die „Gruft“, die der SS wohl als Totenfeierraum dienen sollte. Die an mykenische Grabanlagen erinnernde Architektur weist eine besondere, klare Akustik auf, die die Atmosphäre und die Wirkung der Stimme verändert. Zum Abschluss haben wir uns noch mit dem Konzentrationslager Niederhagen beschäftigt und von den Schicksalen der Häftlinge erfahren, die die Umbaumaßnahmen unter körperlichen Qualen durchzuführen gezwungen wurden. Einer der wenigen Überlebenden dieses Konzentrationslagers ist beispielsweise der erste „Dr. Sommer“ aus dem Jugendmagazin Bravo, Martin Goldstein.
Am Ende war es Herr Ellermann besonders wichtig hervorzuheben, dass wir uns an die Geschehnisse von damals erinnern sollen, dabei gleichzeitig aber nicht vergessen dürften, in die Zukunft zuschauen. Nach einem erkenntnisreichen und beeindruckenden Tag ging es für uns mit der Bahn wieder nach Hause.
Jette Badeda, Félice Calvente Torres, Paul Stegemann